Bernd Stelter im Interview zur Deutschland-Tournee mit seinem neuen Soloprogramm

Bernd Stelter im Interview zur Deutschland-Tournee mit seinem neuen Soloprogramm copyright: Alex Weis / CityNEWS
Bernd Stelter im Interview zur Deutschland-Tournee mit seinem neuen Soloprogramm
copyright: Alex Weis / CityNEWS

Auf Deutschlands Kabarett- und Comedy-Bühnen ist man sich ziemlich einig. Männer und Frauen passen nicht zusammen. Wir erfahren seit Jahren, warum Frauen nicht einparken können, warum Männer immer gleich danach einschlafen, und beim anderen Geschlecht ist es natürlich genau andersrum.

Auf zahllosen Ü30-, Ü40 und Ü55-Parties genießen fröhlich hüpfende Ringlose ihre Freiheit. Die Zahl der Singles steigt scheinbar exponentiell mit der Anzahl der von Internet-Partner-Plattformen geschalteten Fernsehwerbespots. Und das sind eine Menge. Der risiko- und verpflichtungsscheue Deutsche im 21. Jahrhundert wählt dann doch lieber die Lebensabschnittsgefährtin als das holdes Eheweib. Gut heiraten geht auch, es muss ja nicht so lange sein. Die Wissenschaft sieht eine Entwicklung von der Gruppenehe über die Mehrehe hin zur Einehe. Aber, bei der heutigen Scheidungsrate geht diese Entwicklung scheinbar weiter, und die nächste Evolutionsstufe heißt „Mehrfachehe“, also schon mehrere Ehepartner, aber eben nacheinander.

Bernd Stelter steht kurz vor der Silberhochzeit, ein im Unterhaltungsbusiness eher seltenes Fest. Und er macht sich so seine Gedanken über die Ehe. Wenn „verheiratet sein“ bedeutet, dass man zumindest einmal mehr darüber nachdenkt, bevor man sich trennt, dann hat sich das teure Hochzeitsfest vielleicht schon gelohnt, meint er. Er ist halt gerne verheiratet, der alte Genießer-Spießer, und das glücklich, obwohl er auch immer gleich danach einschläft. Aber seine Frau kann sehr gut einparken.

„Wer heiratet teilt sich die Sorgen, die er vorher nicht hatte!“ Ist das nicht ein negativer Titel für ein positives Programm. „Nee, überhaupt nicht! Nur wer die Sorgen anderer teilt, wird ein glücklicher Mensch!“ sagt Bernd Stelter und lächelt – glücklich.

Bernd Stelter
Wer heiratet, teilt sich die Sorgen, die er vorher nicht hatte

  • am Donnerstag, 09.06.2016
  • im Taborsaal Köln, Taborplatz, 50769 Köln
  • Einlass: 19 Uhr, Beginn: 20 Uhr
  • Tickets: KölnTicket, Tel.: 0221 – 28 01

Bernd Stelter im Interview copyright: Manfred Esser
Bernd Stelter im Interview
copyright: Manfred Esser

Interview mit Bernd Stelter

Herr Stelter, Sie kommen mit Ihrem neuen Programm “Wer heiratet, teilt sich die Sorgen, die er vorher nicht hatte” zu uns. Ziehen Sie damit ein Resümee aus vielen Jahren Ehe?

Bernd Stelter: Nein, für ein Resümee sind fünfundzwanzig Jahre ja viel zu wenig. Ich bin einfach gern verheiratet, ich finde die Ehe ist eine schöne Form des Zusammenlebens. Vielleicht denkt man einmal mehr nach, bevor man sich trennt, und dann hat es sich ja schon gelohnt. „Zusammen alt werden“, das ist für mich eine großartige Vorstellung. Und wenn ich dann alt bin, dann machen wir noch ein Interview, und dann ziehe ich das Resümee.

Musik spielt in Ihren Programmen immer eine große Rolle. Sie schreiben Lieder und begleiten sich oft auf der Gitarre und dem Klavier. Wie wichtig ist Ihnen Musik?

Bernd Stelter: Mit einem Lied kann man in drei Minuten eine Geschichte erzählen. Das geht mit Prosa-Texten nicht. Lieder sind Emotion. Nur lachen ist langweilig. Ich möchte in einer Show, dass die Leute laut lachen, dass sie dann vielleicht eine Gänsehaut bekommen, sie sollen schmunzeln, sich zurücklehnen, fröhlich sein, losprusten, sich einfach wohl fühlen oder auch mal ein Tränchen verdrücken. Ohne Lieder geht das nicht.

Menschen zum Lachen zu bringen ist ein großes Talent, aber auch eine Gabe. Wann haben Sie gemerkt, dass Ihnen dies gelingt?

Bernd Stelter: Wenn man in der Schule der dicke Junge ist, der schon im zweiten Schuljahr im Sportunterricht unter der Bank feststeckt, dann muss man schon ein bisschen lustig sein, um von den Mädels überhaupt wahrgenommen zu werden. Also lernte ich Gitarre spielen, und das gefiel den Mädchen dann auch, und wenn wir dann am Lagerfeuer saßen, und die Jungs waren mit ihren Händen forschend unter Acrylpullovern unterwegs, dann hatte ich wieder die Gitarre im Arm. Ohne Humor war das nicht zu ertragen.

Bernd Stelter: Wenn man in der Schule der dicke Junge ist, der schon im zweiten Schuljahr im Sportunterricht unter der Bank feststeckt, dann muss man schon ein bisschen lustig sein, um von den Mädels überhaupt wahrgenommen zu werden. copyright: Alex Weis / CityNEWS
Bernd Stelter: Wenn man in der Schule der dicke Junge ist, der schon im zweiten Schuljahr im Sportunterricht unter der Bank feststeckt, dann muss man schon ein bisschen lustig sein, um von den Mädels überhaupt wahrgenommen zu werden.
copyright: Alex Weis / CityNEWS

Dies ist ja nicht das erste Programm, was Sie geschrieben haben. Wie schwer ist es, was völlig Neues zu konzipieren und dann damit wieder Erfolg zu haben?

Bernd Stelter: Mein Job ist ja sehr einfach. Ich mache nur zwei Dinge. Ich schreibe Texte, und dann stehe ich auf der Bühne, und trage die Texte vor. Ich liebe Beides. Aber auf der Bühne hast du Erfolg, da klatschen die Leute. Am Schreibtisch klatscht niemand. Wenn ich am Schreibtisch sitze, und alle Blätter sind weiß, das ist so schwer, dass ich immer glaube: „Dieses Mal klappt es nicht!“ Ich lese und schreibe, diskutiere, telefoniere mit den Freunden, die mitarbeiten, ich recherchiere, keiner klatscht. Aber irgendwann ist dann Premiere, nächtelang nicht geschlafen, schweißnass wachgelegen, dann auf die Bühne, und dann kommt endlich wieder Applaus. Wunderbar. Zumindest war es bisher so. Nur beim nächsten Mal denke ich bestimmt wieder: „Dieses Mal klappt es nicht!“

Wie sieht ein Tag aus, bevor Sie abends dann auf der Bühne stehen?

Bernd Stelter: Ich frage an der Hotelrezeption immer: „Wann gibt es Frühstück, bitte nur die zweite Zahl?“ Denn es heißt ja immer von 6 bis 10, und die 6 Uhr ist für einen Kabarettisten nun wirklich uninteressant. Wir frühstücken mit der Crew, dann fahren die Jungs weiter bis zum nächsten Saal, und ich fahre auf den nächsten Golfplatz, oder in ein Fitness-Studio, oder ich schaue mir noch ein bisschen die Stadt an. Um 17:00 Uhr ist Soundcheck, dann gibt es was zu Essen, weil es nach 17:00 Uhr ist, möglichst ohne Kohlehydrate. Um 20:00 beginnt die Show, um 22:30 sitze ich im Foyer und schreibe so lange Autorgramme, bis jeder eins hat. Irgendwann gegen 23:30 trinke ich noch ein Glas Wein an der Hotelbar, und dann frage ich den Portier: „Wann gibt es Frühstück, bitte nur die zweite Zahl?“

Sie sind Kabarettist, Fernsehmoderator, Karnevalist, Liedermacher und Autor. Wo setzen Sie den Schwerpunkt und was ist Ihnen besonders wichtig?

Bernd Stelter: Ich glaube, die Bühne ist die Wurzel. Im Fernsehen schaut man sich am nächsten Morgen im Videotext die Quote an und möchte daraus ableiten, wie gut die Sendung war. Auf der Kabarettbühne ist das Publikum so nah dran, wenn es ihnen nicht gefällt, können sie mich hauen.

Wie findet Ihre Frau Ihr aktuelles Programm?

Bernd Stelter: Sie ist meine größte Kritikerin. Meine Frau Anke liest neuen Texte als erster. Ich glaube, dieses Programm gefällt ihr wirklich gut.

Wenn Sie von “7 Tage 7 Köpfe” bis heute eine Gedankenlinie machen. Was hat sich in dieser Zeit besonders für Sie verändert?

Bernd Stelter: Ich habe mehr Zeit. Bei “7 Tage 7 Köpfe” habe ich zwei bis drei Nächte pro Woche geschrieben. Es war eine wunderbare Zeit. Rudi Carrell hat damals gesagt: „Ihr werdet sehen, das waren die tollsten zehn Jahre Eures Lebens!“ In diesem Fall hatte er mal nicht recht. Jetzt kann ich Bücher schreiben, ich bin mit einem spannenden Programm auf Tour. Ich habe auch mal Zeit für meine Frau und die Familie. Nein, die beste Zeit meines Lebens ist jetzt!

Worüber lacht Bernd Stelter?

Bernd Stelter: Ich lache über die Geschichten, die passieren. Sätze der Kinder, Situationen an der Supermarktkasse, das Handtuch auf der Liege des Nachbarn. Ich glaube, ein Kabarettist muss mit ganz offenen Augen durchs Leben gehen. Leben ist lustig!

Weitere Termine & Infos unter: www.bernd-stelter.de


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