Salzige Lebenslust – AlpenSole-Auszeit in Bad Reichenhall

Salzige Lebenslust - AlpenSole-Auszeit... / copyright: Bayerisch Gmain  / Kur-GmbH Bad Reichenhall
Salzige Lebenslust – AlpenSole-Auszeit…
copyright: Bayerisch Gmain / Kur-GmbH Bad Reichenhall

Man kann wohlig in ihr aalen, sie ganz tief einatmen oder sich mit ihr peelen, bis die Haut streichelzart ist. Die AlpenSole, die aus Heilquellen unter der Stadt Bad Reichenhall entspringt, ist seit Jahrhunderten nicht nur wertvolles Nahrungs- sondern auch Naturheilmittel.

Sie ist absolut natürlich und rein, sie hat einen sehr hohen Gehalt an Mineralstoffen. Kathrin Thoma-Bregar hat einen Tag dieses Wunder der Natur mit allen Sinnen genossen.

„Alles in Ordnung?“. Der Kopf von Therapeutin Johanna erscheint in der Tür. „Herrlich“, murmele ich zurück. Ich liege in einer großen Badewanne. Meine Arme treiben an der Wasseroberfläche, meine Zehen und die Knie auch. Ich fühle mich ganz leicht. Gedanken kommen und gehen. Es ist ruhig im Zimmer. Keine berieselnde Hintergrundmusik. Aus dem benachbarten Kurgarten dringen ein paar Geräusche herauf. Vor dem Fenster piepst ein Spatz. Im Flur sind Schritte zu hören. Wer wohl in den vergangenen fast 90 Jahren schon alles über den edlen Schachbrett-Marmorboden des Kurmittelhauses gegangen ist?

Ein Haus im Jugendstil-Ambiente

Als „Staatlich-Städtisches Kurmittel- und Badehaus“ wurde es vom Bäderarchitekten Max Littmann geplant und 1928 in einem feierlichen Akt eröffnet. Es sollte ein Ort sein, in dem Entspannung, Sport, Schönheits- und Gesundheitspflege das Angebot des Kurortes Bad Reichenhall bereicherten, wie Stadtheimatpfleger Dr. Johannes Lang in seiner Stadtchronik schreibt.

Das „Kurmittelhaus der Moderne“, wie es heute heißt, befindet sich zwischen Königlichem Kurgarten und Fußgängerzone, gleich gegenüber des Hotels Axelmannstein. Es ist ein schnörkelloses Jugendstil-Gebäude. Hier gab es das erste Soleschwimmbad Bad Reichenhalls. Imposant ist die große Eingangshalle, mit der Deckenmalerei und dem wunderschönen Stuck. Es hallt, so hoch ist der Raum. In den Sichtfluchten erkennt man noch die alten Armaturen, mit denen damals die einzelnen pneumatischen Kammern reguliert wurden. Diese Kammern waren eine absolute Neuheit und waren seinerzeit für die Behandlung von Asthma und Bronchitis konzipiert. Heute bietet das Kurmittelhaus modernste Therapieangebote mit den typischen Reichenhaller Heilmitteln, allen voran der AlpenSole. Die hat einen fast 27-prozentigen Salzgehalt und wird von der Bad Reichenhaller Saline aus der staatlich anerkannten Heilquelle zutage gefördert und von dort weitergeleitet, an die Kurmittelhäuser und Kliniken, zum Gradierhaus im Kurgarten, dem Solebrunnen in der Wandelhalle und dem Spa & Familien Resort RupertusTherme.

Auszeit für Haut und Geist

Fast 15 Minuten liege ich schon in der Wanne, randvoll gefüllt mit Wasser und AlpenSole. Auf Rezept gibt es für Bluthochdruckpatienten mit Kohlensäure angereicherte Bäder. Wer unter Durchblutungsstörung leidet, kann sich Sauerstoff verschreiben lassen. Die Wassertemperatur von knapp 38 Grad erschien mir anfangs zu kühl. Mein Badewasser daheim ist deutlich wärmer. „Das ist ja gerade der Unterschied“, hat mir Johanna erklärt, „das hier ist ein medizinisches Bad, es soll den Kreislauf schonen.“

Nach 20 Minuten ist es Zeit auszusteigen. Statt mich abzurubbeln, tupfe ich mich mit dem Handtuch nur ganz vorsichtig ab. Damit auch das letzte Tröpfchen AlpenSole in meine Haut einziehen kann. Die fühlt sich jetzt herrlich weich an. Solebäder wirken nicht nur bei Schmerzen in Gelenken und im Rücken und lindern rheumatische Beschwerden, sie sind auch abschuppend und entzündungshemmend. Sole sorgt für eine bessere Durchblutung und wird deshalb bei Hautproblemen wie zum Beispiel Neurodermitis oder Schuppenflechte eingesetzt. Ich habe mir das Bad zur Entspannung gegönnt, sozusagen als kleine Auszeit im Alltag. Solebäder beugen nämlich auch Erschöpfung, Stress und Burn-Out vor.

Inhalieren will gelernt sein

Man kann in AlpenSole baden, man kann Sole aber auch inhalieren. Vor allem für Heuschnupfengeplagte oder Menschen, die oft unter Erkältung mit Schnupfen und Husten leiden, ist es eine Wohltat. Und natürlich für alle Atemwegspatienten. Das Inhalieren befreit die Lunge von Feinstaub und anderen unerwünschten Partikeln. Weil man mir meinen letzten Schnupfen noch anhört, schenke ich mir nach dem Bad noch eine Runde Sauerstoff mit einprozentiger AlpenSole und einem Hauch Eukalyptus.

Die Mitarbeiterin des Kurmittelhauses setzt mich vor einen Apparat und reicht mir ein Mundstück. Erst soll ich durch den Mund inhalieren. Konzentriert atme ich ein und aus und verschlucke mich erst mal. Es dauert ein paar Minuten bis ich das ruhige, gleichmäßige Atmen raushabe. Durch die Nase geht es auf Anhieb. „Bei russischen Familien können schon die Fünfjährigen perfekt inhalieren, aber dort ist das auch üblich“, tröstet mich die Mitarbeiterin.

Tropfen für Tropfen

Im Gradierhaus des Kurgartens setze ich meine Inhalation fort. Das Gradierhaus ist ein rund 170 Meter langes Gebäude. Überdachte Wandelgänge führen um Wände herum, die sich durch die gesamte Längsachse ziehen und die aus übereinandergeschichteten Schwarzdornzweigen (Schlehe) bestehen. AlpenSole tropft langsam von Dorn zu Dorn und werden fein in der Luft zerstäubt. Täglich durchlaufen bis zu 400.000 Liter AlpenSole das Gradierhaus. Ein 30-minütiger Spaziergang reinigt und regenert die oberen und unteren Atemwege und bringt den Puls in Balance bringen.
Ich drehe zwei langsame Runden und gehe dann weiter zur RupertusTherme. Die wurde 2005 gebaut und bietet die salzigsten Erlebnisse. Neueste Attraktion ist das AlpenSole-Caldarium. Dieses Dampfbad ist besonders schonend. Seine Temperatur liegt zwischen 40 und 45 Grad, die Luftfeuchtigkeit beträgt fast 100 Prozent. Dort will ich meinen salzigen AlpenSoletag ausklingen lassen.

Matsch ins Gesicht

Die Wärme im Caldarium kommt über den Fußboden sowie die Liege-, Sitz- und Wandflächen. Das sorgt für ein ausgeglichenes Klima. Auf meinem Handtuch mache ich es mir für eine Dreiviertelstunde gemütlich. Dem Besuch im Caldariums wird eine positive Wirkung auf den gesamten Organismus nachgesagt, er ist sogar für Menschen mit Herzerkrankungen geeignet.
Alle 15 Minuten läuft eine Zeremonie mit Klang, Licht, Duftaromen und der Einstäubung von AlpenSole ab. Die Atmosphäre ist fast mystisch wenn Donner ertönt und sich Dampf ausbreitet. Drei Mal am Tag wird außerdem eine Peeling-Gesichtsmaske mit feinsten Gesteinsmehl und Mineralsoleschlick, dem sogenannten Laist, gereicht. Die Maske soll die Regeneration der Haut unterstützen, bis tief in die Poren reinigen, die Faltenbildung vermindern und die oberen Schichten der Haut straffen. Ich verteile die löffelgroße Menge die aussieht wie Matsch gleichmäßig auf Wangen, Stirn und Nase. Was übrig bleibt, kommt aufs Dekolleté und die Ellenbogen – und wird später unter der Dusche sanft wieder abgewaschen.

Mein Fazit des Tages: Meine Körper schmeckt am Abend immer noch leicht salzig und fühlt sich gut an. Überhaupt geht’s mir sehr gut. Ich bin ausgeglichen, der Atem fließt. Das wird nicht meine letzte AlpenSole-Auszeit gewesen sein.

Weitere Infos unter:
www.anthojo.de/kurmittelhaus-der-moderne
www.rupertustherme.de
www.bad-reichenhall.com

Autor: Redaktion / Kathrin Thoma-Bregar