Mit "Dr. House" im Hörsaal: Kölner Medizinstudenten lernen anhand der RTL-Arzt-Serie

Mit Dr. House' im Hörsaal: Kölner Medizinstudenten lernen anhand der RTL-Arzt-Serie. / copyright: Daniel Kopatsch / dapd
Mit Dr. House’ im Hörsaal: Kölner Medizinstudenten lernen anhand der RTL-Arzt-Serie.
copyright: Daniel Kopatsch / dapd

Es sieht nicht gut aus für den Passagier aus Korea. In einem Flugzeug über der Arktis ist der Mann kollabiert und windet sich in Krämpfen. Eine schwierige Aufgabe für den griesgrämigen Fernseharzt Gregory House (Hugh Laurie) und die etwa 60 Medizinstudenten, die sich im Hörsaal der Kölner Uniklinik versammelt haben.

Seit fünf Jahren zeigt RTLDr. House“, bis zu fünf Millionen Zuschauer schalten ein, wenn der ebenso brillante wie boshafte Mediziner ungewöhnliche Krankheiten heilt.

In der Vorlesungsreihe “House-Ärzte” nutzt der Kölner Professor Klaus Lehmann die fiktiven Fälle der amerikanischen Serie, um mit den angehenden Ärzten über fachliche und ethische Aspekte ihrer zukünftigen Arbeit zu sprechen. Nachdem die Folge “Horrorflug” gezeigt wurde, diskutierten die fachkundigen Zuschauer, wie nahe die Serie an der medizinischen Realität war.

Vor dem TV-Konsum steht Grundlagenwissen

Auf die Idee zu dieser Lehrveranstaltung kam Lehmann durch eine Studentin, die gerade das obligatorische Seminar zur medizinischen Fachterminologie absolviert hatte. Eigentlich eine Veranstaltung, vor der es den Jungärzten gruselt: “Doch diese Studentin war total begeistert. Sie meinte, sie würde jetzt endlich verstehen, wovon Doktor House in der Serie spricht.”

Der Anästhesist hatte die Serie zuvor nicht gesehen. Inzwischen besorgte er sich alle verfügbaren Folgen auf DVD und prüfte sie auf ihre Hörsaaltauglichkeit. “Die Folge “Horrorflug” aus der dritten Staffel der Serie sei House vom Feinsten, so etwas von sexistisch und selbstsüchtig”, schwärmte Lehmann.

Doch so vergnüglich das Konzept auch sein mag, eine Kuschelvorlesung bietet Lehmann nicht. Bevor sein TV-Kollege loslegen darf, triezt der Professor seine Zuhörer mit Bio-Chemie-Formeln und Grundlagenwissen über den Gasaustausch im menschlichen Körper. “Das müssen die Studenten wissen, damit sie nachvollziehen können, wie House schließlich zur richtigen Diagnose kommt”, erläutert Lehmann.

In der Serie erweisen sich die lebensbedrohlichen Komplikationen bei dem Fluggast als Spätfolgen eines Tauchunfalls. Lehmann ist zufrieden: “Wenn die Studenten später einmal mit einem verunglückten Taucher zu tun haben, wissen sie, worauf sie achten müssen.” Wie House zu seiner Diagnose kam, sei zwar den Kniffen des Drehbuchs geschuldet. Dennoch sei die Serie teilweise sehr nahe an der Realität: “Als es in dem Flugzeug zu einer Art Massenpanik bei den Passagieren kam, waren die meisten Symptome absolut korrekt dargestellt.”

Auch als House an dem Patienten im Flugzeug eine Rückenmarks-Punktion durchführt, ist Lehmann beeindruckt: “Diesen Eingriff habe ich schon so oft gemacht, aber in einem Flugzeug würde ich mich das nicht trauen.”

Studenten zögern vor einer Karriere an der Seite von “House

Medizin-Studenten können bei der “House“-Vorlesung auch einen Schein für wissenschaftliches Publizieren erwerben. So beschäftigte sich Bianca Milles in ihrem Referat anhand einer Serien-Episode unter anderem mit der Frage, ob Ärzte einem tauben Patienten auch gegen dessen Willen ein Hörimplantat einsetzen dürfen. “Wann kann man sich im vierten Semester schon mit solch ethischen Fragen auseinandersetzen”, fragt die 20-Jährige.

Als bekennender “House“-Fan fasziniert sie auch, was am Drehbuch medizinisch nachvollziehbar ist und was aus dramaturgischen Gründen erfunden wurde. Bei aller Begeisterung, mit einem realen “House” möchte sie lieber nicht zusammen arbeiten: “Das wäre sicherlich sehr reizvoll, aber ich weiß nicht, ob ich diesen immensen Druck aushalten würde. Wahrscheinlich wäre es nur ein kurzes Gastspiel.”

Der Nachschub für Professor Lehmann ist jedenfalls gesichert. In den USA wird derzeit die achte Staffel von “Dr. House” gedreht.

Autor: Redaktion / dapd / http://bvap.de