1. FC Köln Mitgliederversammlung in der LANXESS arena: Hoodies als Goodies

Wie bekommt man als Fußballclub die Hütte voll? Entweder durch guten Fußball – oder durch Wahlversprechen. Guter Fußball war ja in der vergangenen Saison beim 1. FC Köln gegeben. Entsprechend ausverkauft sind die meisten Heimspiele der Geißböcke. Um nun auch die LANXESS arena zur ordentlichen Mitgliederversammlung zu füllen, wurde jedem Mitglied, das bis zum Ende blieb, ein exklusives Geschenk versprochen: ein Hoodie (Kapuzen-Pullover) im effzeh-Europapokal-Design.

Der Plan ging auf und 6.400 Mitglieder sorgten dafür, dass die Veranstaltung mit einer halbstündigen Verspätung begann. Rekordbesuch für eine FC-Mitgliederversammlung, und sicher auch die Länge war rekordverdächtig. Erst um 1 Uhr 20 schloss Markus Ritterbach die Versammlung. Bis dahin ging es sehr emotional zu.

Zuerst natürlich bei der Begrüßung der Mannschaft auf der Bühne der Event-Location mit der anschließenden Hymne. Festival-Stimmung wie bei der Saisoneröffnung am 7. August 2017 auf den Vorwiesen des RheinEnergieSTADIONs.

Bei der eigentlichen Mitgliederversammlung waren allerdings zwei andere Themen beherrschend. Zum einen die Diskussion über den Stadionausbau, zum anderen die Initiative der Gruppe “100% FC – Dein Verein”.

Fernsehgelder, Merchandising, Sponsoring – läuft beim 1. FC Köln

Doch zunächst die nackten Zahlen. Geschäftsführer Alexander Wehrle konnte für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Umsatz von 129 Millionen Euro vermelden, der Gewinn nach Steuern lag bei 11,1 Millionen. Und schon jetzt prognostizierte er für das kommende Jahr eine weitere Steigerung auf 160 Millionen Euro, dank Steigerung in allen Bereichen.

“Wir haben diese Zahlen nicht durch Sparen erreicht, sondern wir haben im Rahmen unserer Möglichkeiten auch bewusst in die sportliche Wettbewerbsfähigkeit investiert. Hervorzuheben ist nach Jahren der Konsolidierung nun wieder ein stabiles Eigenkapital in Höhe von 20,2 Millionen Euro. Dank des hervorragenden Abschneidens mit Platz 5 haben wir die zu Saisonbeginn prognostizierten wirtschaftlichen Zahlen noch einmal deutlich übertroffen”, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle.

Zu dem Ergebnis hat neben den hohen Zuschauereinnahmen und den erneut gestiegenen Rekord-Merchandising-Einnahmen auch ein hoher Transferüberschuss beigetragen. Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke machte keinen Hehl über den Fehlstart, sagte aber, dass – nicht zuletzt dank der Millionen aus dem Modeste-Transfer nach China – Geld bereitliegt, um im Winter doch noch mal nachzulegen.

Die Geißböcke konnten auch noch einen weiteren vereinseignen Rekord aufstellen. Bei der Mitgliederversammlung auf der “Schäl Sick” wurde das 100.000 Mitglied des Vereins begrüßt. Vielleicht auch ein Grund (nicht umsonst heißt es in der Hymne ja auch “Üverall jitt et Fans vom FC Kölle”), dass man sich entschieden hat noch bis Ende des Jahres einen weiteren FC-Fan-Shop zu eröffnen. Dieser soll im Kölner Hauptbahnhof dafür sorgen, dass ordentlich Trikots und weitere Devotionalien der Geißböcke unter das Volk kommen.

Noch keine Entscheidung zum Thema Stadion

Mehrfach wurde betont, dass es noch keine Entscheidung in Sachen Stadion gebe. Müngersdorf sei die Heimat der Fans und 1. Wahl der Vereinsführung. Allerdings: Eine mögliche Erweiterung um 8.000 Plätze kostet 100 Millionen Euro, ein Stadion-Neubau schlägt mit 200 Millionen Euro zu Buche – da lässt sich erahnen, wohin die Reise geht. Zumindest nicht in die Eifel oder an den Flughafen, so Finanzexperte Wehrle.

Zudem wurde verkündet, dass man in der Zukunft Kooperationsmöglichkeiten im amerikanischen und asiatischen Raum suchen werde. Stefan Müller-Römer, seines Zeichens Vorsitzender des Mitgliederrats vom Effzeh sagte dazu: “Jeder Zusammenarbeit mit chinesischen Unternehmen oder Regierungsstellen stehe ich sehr skeptisch gegenüber. Da ist mein Standpunkt klar: Das ist für mich eine Diktatur!”. Diese Ansicht teilten auch zahlreiche Fans und votierten die Aussage mit kräftigen Applaus.

Mit viel Herzblut trug die Initiative 100% FC – Dein Verein ihr Anliegen vor. Es geht um die Veräußerung von Anteilen an mögliche Investoren. Beim Verkauf von mehr als 25 Prozent haben bereits heute die Mitglieder das letzte Wort. Eine Änderung der Satzung sollte das auch bei Verkäufen kleinerer Anteilspakete ermöglichen.

Hoodie-Desaster und Abstimmungspanne bei der Mitgliederversammlung

Dann gab es jedoch eine mächtige Abstimmungspanne. Zum einen versagten einige der elektronischen Abstimmungsgeräte ihren Dienst, zum anderen wurde wohl nicht mit einem solchen Mitgliederansturm gerechnet. Es waren einfach zu wenig Geräte vorhanden. Schlussendlich musste nun per Stimmzettel entschieden werden.

Es folgte das Hoodie-Desaster. Das Goodie wurde bereits nach etwa drei Stunden – während die Mitgliederversammlung noch im vollem Gange war – verteilt, was für Unruhe im Saal sorgte. Immer mehr Mitglieder kamen mit der Beute in das Oval der LANXESS arena, Grund genug für weitere Fans, sofort ebenfalls ihr Hoodie-Goodie zu sichern. Doch wie konnte es zu der frühen Verteilung kommen? Alexander Wehrle erklärte: “An den Ausgabestellen müssen sich tumultartige Szenen abgespielt haben, die Mitarbeiter sind teils massiv bedroht worden.”

Wehrle versprach, dass alle anwesenden Mitglieder in den nächsten zwei Wochen das gewünschte Shirt bekommen. Vielleicht trägt dieses dann auch den korrekten Namen des Londoner Stadions. Es hätte Emirates Stadium heißen müssen – nicht Arsenal Stadium. Aber einen geschenkten Gaul … Ach ja, der Antrag auf Satzungsänderung wurde abgelehnt. Da war es dann 1 Uhr 20 und die LANXESS arena strahlte in der Kölner Nacht.